Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


massstab

Maßstab

Als Maßstab bezeichnet man im Modellbau das Verhältnis zwischen der Größe in der Wirklichkeit, z.B. der Länge eines Wagens, und dem entsprechenden Modell. Je nachdem wie genau dieses Verhältnis eingehalten wird spricht man technisch von

  • maßstäblich, wenn es in allen Belangen mit akzeptabler Toleranz eingehalten wird
  • maßstabsgerecht, wenn es weitgehend dem Verhältnis entspricht oder
  • unmaßstäblich, wenn es grobe/unsystematische Abweichungen gibt.

Nenngröße

Die Nenngröße einer Modellbahn ist eine Kombination aus Maßstab der Modelle und verwendeter Spurweite. Im Idealfall stimmt beides überein, d.h. die Spurweite ist gegenüber dem Vorbild im gleichen Maßstab verkleinert wie die Modelle. In der Praxis gibt es jedoch teilweise deutliche Unterschiede.

Abweichungen gibt es aus verschiedenen Gründen. So kann die Spurweite im Modell abweichen weil man ein bestehendes Gleissystemverwendet. Aber auch Modelle können insgesamt oder in einzelnen Teilen abweichen. So wurden in der Nenngröße H0 Reisezugwagen oft in der Länge mit 1:100 stark verkürzt. Ungeachtet dieser Abweichungen werden die Modelle als H0 bezeichnet und als grundsätzlich im Maßstab 1:87 akzeptiert.

Besonders in England sind Nenngrößen verbreitet, die auf einem Maßstab beruhen, der eine leichte Umrechnung von Werten aus dem imperialen System erlaubt. So beruht die Nenngröße EM auf der Abbildung eines englischen Fuß (305mm) auf 4 mm im Modell, was 1:76,2 entspricht. Die exakte nötige Spurweite ist 18,2 mm. Aus praktischen Gründen wird von vielen Anbietern jedoch eine Nenngröße 00 (Null-Null) verwendet. Ebenfalls im Maßstab 1:76,2 jedoch unter Verwendung von 16,5 mm Schienenmaterial wie bei H0.

Situation in Nenngröße T

Für Nenngröße T werden bei 3 mm Spurweite im allgemeinen zwei verschiedene Maßstäbe, abhängig vom dargestellten Modell, verwendet:

Bezeichnung Spurweite Maßstab Rechnerische Modellspurweite
Normalspur 1435 mm 1:480 2,99 mm
Kapspur 1067 mm 1:450 2,37 mm

In der Praxis kommen aber auch Mischsysteme vor. Zur Abgrenzung reiner 1:480 Normalspur-Modelle/Anlagen gegenüber solchen mit Mischbestückung wird auch gerne die Nenngrößenbezeichnung QTT - Quarter TT anstelle von T verwendet.

Hintergrund

In Japan ist ca. 80% des Bahnnetzes in Kapspur, mit 1067 mm Spurweite angelegt. Nur die neuen Schnellfahrstrecken des Shinkansen verwenden die 1435 mm breite Normalspur. Bei der Entwicklung des Spur-T Systems wurde eine Spurweite von 3mm festgelegt, was für die normalen Kapspur-Züge einen Maßstab von 1:350 ergibt. Dies ist ein in Japan weit verbreiteter Maßstab für Schiffsmodelle - ein Bereich in dem KK Eishindo auch langejährige Erfahrung hatte.

Um aber die sehr populären normalspurigen Shinkansen-Züge ebenfalls für das System anbieten zu können hätten diese in einem Maßstab von 1:480 ausgeführt werden müssen, was dazu geführt hätte, dass die eigentlich größeren Schnellzüge wesentlich kleiner würden als die kleineren normalen Züge. Als Kompromiss wurde ein Maßstab von 1:450 für Kapspur Modelle und 1:480 für Normalspurmodelle festgelegt.

KK Enshido hat sich dabei am gleichen Kompromiss wie er in Japan historisch auch bei H0 und N verwendet wird orientiert.

Geschichte in Japan

Die Nenngröße H0 mit ihrem Schienenabstand von 16,5mm erlangte nach dem Krieg auch in Japan zunehmende Beliebtheit. Da das japanische Eisenbahnnetz damals ausschließlich aus Kapspur (1067mm) Strecken bestand hätte der zu dieser Spurweite passende Maßstab aber 1:64 betragen müssen, analog zur in den USA sehr beliebten Nenngröße S. Dieser gut 25 prozentige Unterschied hätte eine gemeinsame Verwendung von ausländischen H0 Modellen mit Japanischen auf einer Anlage sehr unschön aussehen lassen.

Japan verwendet aber gleichzeitig ein, im Verhältnis zu anderen Ländern, außergewöhnlich großes Lichtraumprofil für die Kapspur-Züge. Das führt dazu, dass die Fahrzeuge nur ca. 12% kleiner sind als Normalspurfahrzeuge in anderen Ländern (und auch beim Shinkansen). Durch die Wahl eines knapp 8% Maßstabes, bei H0 also 1:80 anstelle 1:87, war es möglich beide Gattungen auf den gleichen Gleisen und der gleichen Anlage zu verwenden ohne dass es Absurd aussieht. Selbst gemischte Zugbildung funktioniert. Japanischen Herstellern erlaubte dies einen langsamen Einstieg in den Markt.

Die wohl ausschlaggebende Stimme dabei war wohl Yoshiaki Yamazaki Herausgeber und Chefredakteur der wichtigsten japanischen Modellbahnzeitschrift Tetsudo Mokei Shumi (TMS) (Deutsch: Modelleisenbahn-Hobby, Englisch Hobby of Model Railroading). In Japan wird, ausgehend von seinen Artikeln, oft der Begriff „Spur 16“ für diese Kombination verwendet.

Der Schwerpunkt bei TMS waren immer Anlagenberichte und Anlagenvorschläge, immer auch mit einem Augenmerk auf besonders kleine Anlagen bzw. Dioramen. Yoshiaki Yamazaki war im wahrsten Sinne federführend bei der Popularisierung der Nenngröße N in Japan. Dabei propagierte er den gleichen Ansatz auch für N, diesmal mit 1:150 für japanische (Kapspur) Modelle und 1:160, wie außerhalb Japans üblich, für Normalspur.

KK Enshido hat das dann linear von N übernommen. 1/3 Spurbreite führte zu 1/3 Maßstab, also 1:450/1:480.

Das kleine Detail: Es sind aber 3,1 mm

Eigentlich alles schön, wäre da nicht das kleine Detail, dass der Schienenabstand des T-Gleises nicht wie angegeben 3 mm, sondern 3,1 mm beträgt! Da dies für Gerade und Kurven gleich ist kann man vermuten dass es Produktionsgründe hatte. Tatsache ist aber dass damit die Abbildung einer Normalspur von 1435 mm einen Maßstab von 1:460

Praxis

Wenn man dem japanischen Vorbild folgt müssten daher europäische Vorbildfahrzeuge ebenfalls in 1:480 erstellt werden. Wenn mans genau machen will eher 1:460. In der Praxis wird für europäische Modelle auch oft eine Umsetzung in 1:450 verwendet. Die daraus resultierende größere Höhe und Breite beträgt weniger als einen halben Millimeter und fällt daher kaum auf, falls doch mal ein gemischter Betrieb mit 1:480 Modellen gefahren wird. Vor allem da es sich bei den meisten derzeit verfügbaren Modellen um Ganzzüge handelt.

Für den (Eigen-)Modellbau erlaubt der geringe Unterschied Vorbildfahrzeuge beider Größen mit den gleichen Fahrgestellen und anderen vorgefertigten Bauteilen zu erstellen. Das kann den Aufwand bei der Modellentwicklung merklich verringern. Der Längenunterschied hingegen ist auch bei derart kleinen Modellen offensichtlich. Ein Reisezugwagen von 26,4 Metern Länge wird in 1:450 jedoch bereits um fast 4 mm länger als in 1:480. Beim Eigenbau müssen die Modelle aber oft eher den verfügbaren Fahrgestellen angepasst werden, was die Freiheiten zur Gestaltung weiter einschränkt.

Effektiv ergeben sich daher vier verschiedene Anwendungen:

  1. 1:480 für alle Normalspur (außer UK, IRL)
  2. 1:450 für Kapspur, Meterspur und britische Modelle
  3. 1:450 in Breite und Höhe der Modelle, aber 1:480 bei der Länge für Europäische Normalspur
  4. 1:450 in allen Abmessungen für alle Fahrzeuge

Gerade für den Selbstbau interessant ist auch ein Maßstab von 1:440, also genau die Hälfte von Z - daher auch HZ genannt. Die Abweichung von unter 5% nach oben ändert am Gesamteindruck nicht viel, ermöglicht aber die Übernahme viele vorlagen aus der Nenngröße Z. Sowohl was Zeichnungen anbelangt, als auch bei 3D Modellen - was bei den heutigen 3D Druckern sehr schnell viele Möglichkeiten eröffnet.

Oder so ähnlch

Eigentlich kann man eine Sechste hinzufügen:

  • irgendwo rund um 1:440 bis 1:480, was immer man will

Ein schönes Beispiel dafür ist diese schöne Anlage aus Australien die der Einfachheit halber gleich 1:500 verwendet.

Kompromisse

Bei Modellen in so kleinem Maßstab werden müssen immer Kompromisse eingegangen werden. Die Abmessungen der Fahrgestelle geben die Mindestmaße vor. Jedweder Aufbau muss größer werden. Je nach verwendeter Technik kommen weitere Mindestabmessungen hinzu. In Kunststoff 3D Druck ist es praktisch unmöglich weniger als 6,2 mm Breite zu erreichen. In 1:450 entspricht das 2,8, in 1:480 sogar 3 Meter. Mit Messingblechen ist eine geringere Dicke möglich, der Aufwand steigt jedoch enorm.

Mehr noch als in der Breite ist die minimale Höhe die sich durch die Motoranordnung ergibt. Effektiv sind mit den vorhandenen Fahrgestellen nur Minimalhöhen von ca. 10 mm erreichbar, was 4,5 bzw. 4,8 Meter entspricht. Deutlich höher als Normalspurfahrzeuge eigentlich sind. Dabei spielt es auch eine Rolle, dass die Fahrgestelle bei japanischen Kapsurfahrzeugen deutlich höher sind. Die Bodenhöhe über Schienenoberkante liegt dort zwischen 1.200 und 1260 mm wohingegen in Europa nur 750 bis 1000 mm üblich sind.

Sonstige Verwendung

Einige Selbstbauer verwenden T-Spur Material auch um sowohl maßstabsgerechte 3 Fuß Bahnen in 1:300 bzw. Meterspur-Fahrzeuge in 1:330 zu erstellen, als auch 750 mm Bahnen für Spur Z (Ze) im Maßstab 1:220 zu erstellen.

massstab.txt · Zuletzt geändert: 2025/04/01 00:05 von admin